Masterplan Wasserstoff

Für Tirols Energieunabhängigkeit müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen.

ÖVP-Klubklausur in Ebbs: Tirol soll auf Basis des 'Masterplan Wasserstoff' zum Wasserstoff-Vorzeigeland in Europa werden. Großes Potential im öffentlichen Nahverkehr und im Schwerverkehr. 

In der Unterländer Gemeinde Ebbs ist heute die zweitägige Klausur des ÖVP-Landtagsklubs zu Ende gegangen. Neben der bevorstehenden Nationalratswahl und der Vorbereitung auf den Dreierlandtag, stand vor allem das Zukunftsthema Wasserstoff auf der Agenda. Gemeinsam mit Elektromobilität wird der Wasserstofftechnologie das größte Potential eingeräumt, um die Energiewende im Verkehrsbereich zu erreichen.

Masterplan Wasserstoff als strategische Grundlage für Ausbau in Tirol

Landeshauptmann Günther Platter: „Wenn wir den vollständigen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern in Tirol schaffen wollen, müssen wir vor allem im Bereich der Mobilität die Schlagzahl erhöhen und alle Hebel in Bewegung setzen.“ Bereits in den ‚Ressourcen- und Technologieeinsatz-Szenarien 2050‘, einer vom Land Tirol in Auftrag gegebenen Studie, in der mögliche Wege zur Tiroler Energieautonomie wissenschaftlich untersucht werden, wird deutlich, dass die umfassende Energiewende nur unter Einbeziehung aller regenerativen Energiequellen gelingen kann. Die Nutzung von Wasserstoff ist dabei ein entscheidender Faktor. Bereits 2012 ist das Land Tirol mit der Anschaffung von wasserstoffgetriebenen Fahrzeugen in dieses Zukunftsfeld eingestiegen. "Diese Anstrengungen werden nun intensiviert", so LH Platter: „Bei immer mehr Projekten kommen wir von der Planungs- in die Umsetzungsphase.“ Eines dieser absoluten Leuchtturmprojekte ist die Umsetzung der weltweit ersten wasserstoffbetriebenen Schmalspurbahn im Zillertal, die 2022 in Betrieb gehen wird und vor allem vom Aufsichtsratsvorsitzenden Franz Hörl engagiert vorangetrieben wird. Auch die Errichtung des ersten Tiroler Wasserstoffzentrums um 20 Millionen Euro durch die Tiwag in Kufstein ist bereits beschlossene Sache. In einem Jahr soll die Anlage errichtet werden. „Mit Tirols Landesenergieversorger Tiwag hat Tirol die perfekten Voraussetzungen, um Vorzeigeland für Wasserstoff in ganz Europa zu werden“, untermauert LH Platter, der damit auch voll und ganz hinter den Wasserstoff-Plänen von ÖVP-Bundesparteiobmann Sebastian Kurz steht. Als strategische Grundlage für den schrittweisen Umsetzung der ambitionerten Wasserstoffziele soll in Tirol der 'Masterplan Wasserstoff' dienen, der gemeinsam von Tiwag und 'Wasser Tirol' erarbeitet werden soll. "Tirol bringt mit seinem hohen Anteil an regenerativen Energiequellen alle Voraussetzungen mit, um bei der Wasserstofftechnologie zum europaweiten Tempomacher zu werden. Diese Chance werden wir nutzen", bekräftigt Landeshauptmann Platter. 

H2-Pioniere gaben Ausblick
Bei der ÖVP-Klubklausur in Ebbs gaben die Wasserstoff-Pioniere Ernst Fleischhacker von FEN-Systems und Arthur Thöni auch einen Ausblick in die Zukunft dieser Technologie, die laufend weiterentwickelt wird und zur echten Energiealternative heranreift. Einer der größten Vorteile von Wasserstoff in der Mobilität ist die im Vergleich zu Elektrofahrzeugen zwei- bis dreifache Reichweite, wie beide Vortragende bekräftigten. Knackpunkt sei derzeit noch zu wenig ausgebaute Tankinfrastruktur. Ziel sei in den nächsten Jahren deshalb vor allem die Verdichtung des Wasserstoff-Tankstellennetzes.

Große Zukunftschancen sieht Tirols Energiereferent LH-Stv. Josef Geisler im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs und des Schwerverkehrs. „Bei der Zillertalbahn machen wir bereits Nägel mit Köpfen und zeigen vor, was Wasserstoff alles kann. Aber auch in anderen Bereichen wollen wir nachziehen. Nach einer erfolgreichen Testphase hat Bozen kürzlich 12 Wasserstoffbusse angekauft. In diese Richtung kann und soll es auch bei uns gehen“, so Geisler. Riesiges Potential für den Einsatz von Wasserstoff sieht er im Schwerverkehr. „Die Technologie kann hier ihre Vorteile, nämlich große Reichweite und kurze Betankungszeiten, voll ausspielen. Im geplanten Kufsteiner Wasserstoff-Zentrum, bei dem eng mit Fahrzeugherstellern und Spediteuren zusammengearbeitet wird, wird hier absolute Pionierarbeit geleistet“, untermauert Geisler. 

Margarete Schramböck, Bundesministerin a.D., möchte das Thema Wasserstoff im Falle einer erneuten Regierungsbeteiligung der ÖVP als wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz auch auf Bundesebene mit Elan vorantreiben: „Österreich hat hervorragende Voraussetzungen, um hier eine internationale Führungsrolle einzunehmen. Mehr als 80% des für die Wasserstofferzeugung notwendigen Stroms werden in Österreich aus erneuerbaren Ressourcen erzeugt. Wir sind eines der ersten Industrieländer weltweit, das bis 2020 gänzlich aus dem Kohlestrom aussteigen wird. Unser Ziel ist ambitioniert aber machbar: Wir wollen Österreich zur Wasserstoffnation Nr.1 machen. Dazu sollen in einem Wasserstoff-Cluster die Kräfte aller österreichischen Unternehmen, die sich bereits intensiv in diesem Technologiefeld engagieren, gebündelt werden.“ 

VP-Klubobmann Jakob Wolf: "Tirol ist das österreichische Wasserkraftland schlechthin. Die Wasserstofftechnologie bietet die Möglichkeit, einen völlig unabhängigen Energiekreislauf aufzubauen. Das Ziel, bis 2050 die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten zu beenden, rückt damit in greifbare Nähe."