LH Platter „Gemeinsam packen wir das“

Wir alle befinden uns in diesen Tagen in einer Ausnahmesituation.

Noch nie hat ein Virus Europa derart beschäftigt wie aktuell das Coronavirus. Die Zahl der Neu-Infektionen steigt Tag für Tag an – auch bei uns in Tirol. Die Börsen verzeichnen weltweit historische Kursstürze und wir alle befinden uns plötzlich in einer Situation, die vor kurzem unvorstellbar war.

Diese Entwicklung macht auch vor Österreich und Tirol nicht halt, im Gegenteil: Gerade bei uns im Land sind besonders viele Menschen mittlerweile positiv getestet. Es liegen über 200 Infektionen vor. In Österreich gab es auch das erste Todesopfer zu beklagen.
Das tägliche Leben von uns allen wird in den kommenden Tagen und Wochen
 maßgeblich beeinflusst und auf eine harte Probe gestellt werden. Denn die Einschränkungen, die aktuell zur Verlangsamung der Ausbreitung des Coronavirus vorgenommen werden, sind gravierend, aber absolut notwendig. Die heimischen Universitäten haben ihre Tore bereits geschlossen, am Montag folgen die ersten Schulen, deren Betrieb eingeschränkt wird. Auch die Lokale werden dann nur noch bis 15 Uhr geöffnet sein. Nur noch der Lebensmittelhandel sowie Apotheken, Drogerien, Post und Banken werden geöffnet bleiben, um die Grundversorgung zu gewährleisten. Das öffentliche Leben wird damit auf ein Minimum reduziert und wir alle sind davon betroffen. In Tirol gehen die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sogar noch weiter. Mit diesem Wochenende beenden wir die Wintersaison. Das bedeutet, dass alle Seilbahnen und Beherbergungsbetriebe ihren Betrieb einstellen.
Ich als Landeshauptmann kann es nicht verantworten, wenn an diesem Wochenende mit dem Urlauberschichtwechsel 150.000 neue Urlauberinnen und Urlauber nach Tirol gekommen wären. Unser gutes Gesundheitssystem wäre dadurch wahrscheinlich kollabiert.

Für Tirol steht die Gesundheit unserer Gäste, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Tiroler Bevölkerung an erster Stelle. Die nächsten Wochen werden herausfordernd: Es ist unsere Aufgabe, dass wir uns auf alle Szenarien einstellen und die Sicherheit und gesundheitliche Versorgung für alle, die sich in unserem Land befinden, sicherstellen. Das ist aber nicht alles: Das Paznauntal und St. Anton am Arlberg werden für 14 Tage isoliert. Wir sind uns darüber im Klaren, dass das eine sehr restriktive Maßnahme ist. Doch wir müssen jetzt handeln. Noch haben wir die Chance, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Zahl der Infizierten einzuschränken. Schließlich will niemand von uns, dass es hierzulande bald eine auch nur annähernd so dramatische Situation wie in Italien gibt. Tirol lebt von seinem Ruf, die gesündeste Region der Alpen zu sein: Wir sind und werden auch in Zukunft für unsere Bevölkerung und für unsere Gäste ein Erholungsraum und eines der sichersten Länder dieser Welt sein. Und deshalb übernehmen wir Verantwortung für alle Tirolerinnen und Tiroler und für alle, die sich in Tirol aufhalten.
In einer Ausnahmesituation wie dieser ist es meine Verantwortung, die Gesundheit und Sicherheit für alle, die sich in unserem Land befinden, sicherzustellen. Denn das Wohl und die Gesundheit unserer Gäste, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Tiroler Bevölkerung steht an erster Stelle.
Ich weiß, dass all die getroffenen Entscheidungen einschneidend sind: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer machen sich bestimmt Sorgen um ihre Jobs. Unternehmerinnen und Unternehmer, die direkt oder indirekt von diesen Maßnahmen betroffen sind, fragen sich, wie sie diese Situation durchstehen sollen. Ich kann euch versichern, dass wir das tun werden, was bei uns Brauch ist: Wir werden niemanden im Stich lassen und all jenen unter die Arme greifen, die Hilfe benötigen. Wir werden – wie es im Epidemiegesetz geregelt ist – Lösungen für die Entschädigung der Unternehmen finden. Und wir werden dafür sorgen, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht im Stich gelassen werden.
Wir haben in unserem Land schon viele außergewöhnliche Situationen gemeistert. Diese Maßnahmen sind aber in der Geschichte Tirols der Nachkriegszeit einzigartig.
Wir alle sind jetzt gefordert, einen Beitrag zu leisten, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Das geht nur, indem wir unsere sozialen Kontakte stark reduzieren. Ich weiß, dass das vielen nicht leicht fällt. Trotzdem bitte ich eindringlich: Schränken wir unser soziales Leben bewusst ein, üben wir uns in Zurückhaltung, damit wir uns gegenseitig schützen. Es wird wieder die Zeit kommen, in der wir alles nachholen können, worauf wir jetzt vorübergehen verzichten müssen.
Ich vertraue darauf, dass wir diese Ausnahmesituation gemeinsam meistern werden. So wie wir schon in der Vergangenheit immer wieder viele außergewöhnliche Situationen bewältigt haben. Es braucht jetzt in unserem Land Tirol Eigenverantwortung, Solidarität und Zusammenhalt. Und glaubt`s mir: Wir packen das!

Euer Landeshauptmann
Günther Platter
 

Weitere Informationen zum Coronavirus

Online-Fragebogen zur Ermittlung von Verdachtsfällen

Telefonische Gesundheitsberatung: 1450
- Fragen zu Symptomen und bei konkretem Infektionsverdacht
Kostenlose 24-Stunden-Infoline der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit): 0800 555 621
- Informationen zu Übertragung, Symptomen und Vorbeugung
Kostenlose 24-Stunden-Hotline des Landes Tirol: 0800 80 80 30
- Allgemeinen Fragen zum Coronavirus
Hotline der Bildungsdirektion: 0800 100 360
- Anliegen im Bereich Bildung und Kinderbetreuung (täglich von 7.30 bis 18 Uhr)
Hotline der Wirtschaftskammer: 0590900 4352
- Fragen zu Entgeltfortzahlungen oder internationalen Lieferketten
Hotline der Arbeiterkammer: 0800 22 55 22 1414
- Fragen zum Arbeitsrecht