Grenzvorfall in Füssen

Medizinische Versorgung muss jederzeit über Grenzbürokratie stehen.

Deutsche Grenzkontrollen arten aus: Rettungswagen mit akutem Herzpatienten durfte wegen fehlendem Dokument nicht passieren. Tiroler Landtagspräsidentin übt harsche Kritik an Deutschland und hat mit Ostallgäuer Landrätin gesprochen. 

Wegen eines fehlenden Schriftstücks wurde ein Rettungswagen mit einem 77-jährigen Deutschen an Bord am Grenzübergang Ziegelwies/Füssen zurückgewiesen. Dass eine Weiterfahrt mit einem akuten Herzpatienten erst 30 Minuten später, nachdem ein zweites Rettungsauto die notwendigen Dokumente lieferte, möglich war, ist für die Landtagspräsidentin und VP-Bezirksobfrau Sonja Ledl-Rossmann inakzeptabel: „Die stationären Grenzkontrollen sind unverständlich und weder verhältnismäßig noch EU-rechtskonform. Der Vorfall in Füssen zeigt ganz klar, dass das deutsche Grenzregime ausartet.“ Kritik an der Zurückweisung kommt auch vom Roten-Kreuz Reutte und dem behandelnden Arzt. 

Seit jeher sind das Außerfern und das Allgäu gesellschaftlich, wirtschaftlich aber eben auch im Gesundheitsbereich eng miteinander verbunden. Das Herzklinikum Füssen, in das der Patient überstellt werden sollte, ist ein offizieller Vertragspartner der Tiroler Krankenkassen. „Dass sich Außerfernerinnen und Außerferner in Deutschland behandeln lassen, ist eigentlich alltäglich und selbstverständlich. Seit Wochen sind aber beispielsweise Zahnarztbesuche jenseits der Grenze nicht mehr möglich. Wenn Deutschland jetzt auch akute Rettungseinsätze verunmöglicht, schlägt das dem Fass den Boden aus,“ ist die Landtagspräsidentin verärgert. 

Ihren Ärger hat sie in einem Telefonat der Landrätin des Landkreis Ostallgäu, Maria Rita Zinnecker, mitgeteilt: „Mit Landrätin Zinnecker verbindet mich eine freundschaftliche und gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Auch in den deutschen Grenzregionen fehlt längst das Verständnis für diese extremen Maßnahmen. Wir sind uns einig, dass Vorfälle, wie das Abweisen eines im Einsatz befindlichen Rettungswagens, keinesfalls mehr vorkommen dürfen und harte Grenzkontrollen keine brauchbare Lösung sind. Ich habe auf eine sofortige Beendigung der Schikanen an der Grenze gedrängt und auch das Allgäu wünscht sich ein rasches Ende der Grenzkontrollen zum Außerfern.“ Für Ledl-Rossmann ist der Befund nach diesem Vorfall eindeutig: „Die von Berlin und München verordneten Grenzkontrollen arten aus und bringen mittlerweile auch Patienten in Gefahr. Die medizinische Versorgung muss jederzeit über der Grenzbürokratie stehen, weshalb in der Grenzproblematik ein sofortiges Umdenken von Deutschland notwendig ist,“ fordert die Landtagspräsidentin abschließend.